Es Wintert

Hallo, da bin ich wieder,

in diesem Eintrag werde ich das bislang aufregendste und abenteuerlichste Erlebnis meines ohnehin nennhaften Abenteuers schildern.

Es begann mit der Bekanntschaft von Tobi aus Österreich in der Nähe vom Wolfgangsee, der die Welt bislang mit Flo erkundet hat, mit dem er in einem 3000-Einwohner-Dorf lebt.

Kennengelernt habe ich die beiden, genauso wie Max, Flo und Robin, die ich in einem vorgehenden Blogeintrag bereits erwähnte, im Hostel „Urbanz“. Dort sind mir die beiden gleich durch ihren Style und ihre Lockerheit aufgefallen. In der Küche kamen wir dann immer beim Essenkochen ins Gespräch und erzählten uns von unseren nächsten Vorhaben. Tobi will dann zum Beispiel in den folgenden Tagen nach Australien weiter, wo er auf einer Farm arbeiten möchte.

So ergab sich dann also der Plan, gemeinsam mit Tobi einen Ausflug Richtung Akaroa, einer Halbinsel neben Christchurch, zu machen. Wir freundeten uns weiter an; waren z.B. gemeinsam auf dem Basketballplatz, der direkt vor dem Hostel liegt. Wir spielten „21“, bei dem die Spieler versuchen, durch Treffer aus dem Feld und Freiwürfe Punkte zu erzielen, wobei der erste Spieler, der 21 Punkte erreicht, gewinnt. Abends spielten wir gemeinsam Poker, bei dem ich -ohne jegliche Vorkenntnisse im Pokerspielen- der Letzte war, der mitspielte und gegen Tobi am anderen Ende des Tisches saß, der 9x so viel Chips besaß wie ich. Also blieb mir immer nur übrig „all in“ zu gehen und so gewann ich aus purem Glück 3x, ohne zuvor jemals Poker gespielt zu haben. Am Abend vor unserer geplanten Abreise nach Akaroa gingen wir noch einmal in eine Bar namens Austin Club | Coctail | Bar und verabschiedeten damit Flo, Tobi’s Freund, der wieder nach Deutschland zurückging.

Am nächsten Tag ging es dann nach dem Einkaufen los und ich fuhr gemeinsam mit Tobi wieder ein Stück in die Richtung, in der ich bei meinem ersten Road Trip schon einmal unterwegs war, bog dann nur ein einziges Mal ab und danach verließen wir die Straße bis Akaroa nicht nochmal.

Angekommen hatten wir eigentlich den Plan gehabt, Minigolf spielen zu gehen, daraus wurde aber nichts, da der Platz im Winter geschlossen ist, so fuhren wir weiter. Ich hatte bereits von Bruce (meinem vormaligen Vermieter) gehört, dass es oberhalb der Küste von Akaroa super Stellplätze zum Campen geben soll, also fuhren wir schnurstracks die Bergkette hoch, bis wir an einem Schild „ROAD SUITABLE FOR 4WD ONLY“ ankamen, was bedeutete, dass man den folgenden Weg beser mit einm 4-Rad-Antrieb zurücklegen sollte, und genau diese Voraussetzung erfült Betty, mein Mitsubishi L300, nicht.

Meine Betty (der Mitsubishi Van) gab alles, schließlich befinden wir beide uns ja noch in der Kennenlernphase, aber gemeinsam schafften wir die Schotterauffahrt ohne Probleme. Oben angekommen sah man im Osten bereits das Meer, hinter uns Akaroa.

Wir fuhren die dann vor uns liegende 12%-ige Abfahrt hinunter und trafen unten angekommen auf eine Gruppe Touristen, die mit zwei 4×4 Vans unterwegs waren. Diese gaben uns den Tipp -der sich später als echt wertvoll herausstellte- den Weg nicht noch weiter abwärts zu fahren, da die Auffahrt zurück mit Zweiradantrieb extrem schwierig werden würde.

Naja, der Platz vor uns sah gar nicht übel aus, und schließlich hatten die anderen Touris ihn ja auch für ihren Ausflug ausgewählt gehabt.

Also blieben wir einfach, wo wir waren, und genossen die wunderbare Aussicht in die Bucht und entschlossen uns, hier unser Lager aufzustellen und die Nacht an Ort und Stelle zu verbringen. Es sah ganz danach aus, von hier einen filmreifen Sonnenauf- und Untergang erleben zu dürfen.

Leider zog sich der Himmel dann ohne Vorwarnung zu und versperrte uns den klaren Blick, den wir erhofft hatten. Zudem kam Wind auf; unser Plan, leckere Bolognese im Freien zuzubereiten und auch dort zu verspeisen, wurde schlichtweg dahingeweht. Das Kochen haben wir gerade noch geschafft, gegessen wurde dann aber im Van. Die ersten Regentropfen fielen.

Leider blieb es nicht bei Regen …

Also verbrachten wir den restlichen Abend im Van, den wir erst mal richtig isolieren mussten um uns auf das vorzubereiten, was da in der Nacht auf uns zukommen sollte.

Was soll ich sagen: es war KALT. Im Dunkeln ging`s ans Zähneputzen, dann lasen wir beide noch ein wenig in unseren Büchern. Tobi hatte eins im Hostel eingetauscht und ich hatte meins im Van: „A Short of nearly Everything“ von Bill Bryson.

Wir hatten zum Glück jeder einen Schlafsack, oben drauf kam noch eine Decke und ein dritter dickerer Schlafsack über unsere Füße.

In dieser Nacht wachten wir oft auf, wir froren erbärmlich; da halfen auch die dicken Mützen auf unseren Köpfen nichts.

Die große Überraschung kam dann am nächsten Morgen; wir waren komplett eingeschneit.

Eigentlich war das ja erst mal ganz lustig, bis uns klar wurde, dass wir festsaßen. Bei dem Schnee würden wir den 12%-er niemals hinauf schaffen. Uns blieb für den Moment also nichts anderes übrig, als zu Fuß und dick eingemummelt die Gegend um uns herum zu erkunden.

Wir liefen gut 2,5 Stunden und als wir zum Van zurückkamen, hatten wir beide riesen Hunger. Wir entschlossen uns deshalb, drinnen im Van zu kochen. Das hatte den Vorteil, dass es innen auch gleich etwas wärmer wurde. Und das war nach unserem Abenteuer auch dringend notwendig.

Doch bei aller Abenteuerfreude durften wir die Realität nicht vergessen und die besagte: Tobi muss irgendwie zurück nach Christchurch, seine Zeit auf Neuseeland neigte sich rasant dem Ende, sein Flug sollte am nächsten Abend von Christchurch nach Australien starten. Und von Christchurch war er (mit einem fahrbaren Untersatz) fast 2 Stunden entfernt. Die einzige Option sahen wir darin, dass er am nächsten Morgen zu Fuß den Aufstieg bewältigen sollte und per Anhalter dann von der nächsten größeren Straße nach Christchurch trampen muss. Aber noch stand uns ein gemeinsamer Abend bevor und so chillten wir, schauten einen Film auf dem Tablet und hofften auf ein Wunder am nächsten Morgen.

Und siehe da…

Am nächsten Morgen wurden wir von Sonnenstrahlen geweckt, der Schnee begann bereits zu schmelzen. Es war gerade noch genug übrig, um unsere Töpfe und Teller mit dem unberührten weisen Schnee abzuwaschen. Zwei Autospuren im tauenden Schnee bewiesen: der Weg war wieder befahrbar.

Auch wir wagten also die Auf- und Abfahrt und kamen heil unten an, das musste erst mal in einem Café gefeiert werden, bevor wir noch einen Wasserfall besichtigten und dann zurück zum Hostel fuhren. Gemeinsam aßen wir was und dann musste Tobi auch schon zum Flughafen, ich fuhr ihn hin.

Die Bekanntschaft mit Tobi war super, wir haben uns auf Anhieb verstanden und unser nächstes Treffen wird auf einem anderen Kontinent stattfinden: Tobi, wir sehen am Wolfgangsee wieder! Wir verabschiedeten uns brüderlich.